
Am Anfang war ein simpler Kalauer
„Halbgar. Hm, klingt glatt wie ein Wikinger.“
Ein Begriff aus der deutschen Sprache, der zum einen halbherzig und unausgegoren bedeutet und gleichzeitig doch ähnlich zu Namen wie etwa Halvar, Halfdan oder Ragnar klingt. Diese kleine, alberne Beobachtung sollte den Grundstein für die Reise einer Gruppe Wikinger zu einer Insel im Nebel legen.
Weitere Begriffe aus der deutschen Sprache sammelten sich, die einen Wikinger-artigen Klang hatten. Allmählich ergaben sich Ideen für eine Hörspielgeschichte. Nordische Mythologie, also etwas mit Abenteuer und Fantasy. Bei den ganzen verspielten Namen sollte es dann aber auch etwas Humor besitzen.
Angelehnt an Die Irrfahrten des Odysseus und seine Begegnung mit dem Zyklopen Polyphermos entstand die Reise zu einer Insel, an dessen Ufer ein Riese auf die Abenteurer lauert. In medias res, ohne großes Vorgeplänkel. Und bei Nebel könnten sich die Kontrahenten nicht sehen , vieles müsste im Dialog gelöst werden. Ideal für ein Hörspiel.
Eine Mannschaft bildete sich. Halbgar wurde der Name des Anführers. Mit so einem Namen konnte er kein besonnener Stratege wie Odysseus sein. Gerissen ja, aber auch voreilig.
Eine andere Figur könnte auf seine ungestüme Art herabblicken, der Auftraggeber. Eine andere widerum könnte eher zögerlich sein und sich um die Waghalsigkeit des Anführers Sorgen machen, die Mentorin.
Weitere Mitglieder kamen an Bord. Vielleicht Freunde des Anführers, die beiden könnten Geschwister sein. Eine aufbrausende Kämpfernatur und ein gutmütiger Kumpeltyp.
Außerdem noch ein Kind. Durch ihre Augen könnte man gut die Gefahren, aber auch Wunder einer solchen Reise darstellen.
Namen wurden vergeben. Alles deutsche Begriffe, die treffend die erdachten Figuren wiederspiegeln und gleichzeitig möglichst Wikinger-mäßig klingen sollten. Manches wurde angepasst und ausgewechselt. Aus Gelinde wurde Skrupel, aus Elle wurde Jota und aus Fahne wurde Brand wurde Wanst wurde Trunk und wurde schlussendlich Urig (mit hartem G, damit es wie Erik klingt).
Weitere Ideen bereicherten die Welt. Damit der Riese im Finale tauchen konnte, wurde er zum Flutriesen. Hinzu kam ein eigenes Unterreich, dann noch ein Götterreich mit einer illustren Runde an Göttern, ein Name davon alberner als der andere. Keine Geschichte für Puristen, das ganze geriet mehr und mehr zu einer Verballhornung der nordischen Sagenwelt.
Vieles sollte dem Hörspiel als Inspiration dienen. Nicht nur Märchen, Mythen und Sagen aus diversen Kulturen, auch etliche Werke der Popkultur nahmen Einfluss auf die Reihe. Die Asterix-Comics, Wickie und die starken Männer, der dänische Trickfilm Walhalla, die Romane von J. R. R. Tolkien, Terry Pratchett und Walter Moers und auch Videospiele wie God of War, The Legend of Zelda und Monkey Island, um nur die wichtigsten zu nennen.
Die Reise beginnt
Die Geschichte der ersten Folge stand und mithilfe eines NRW-Künslerstipendiums konnte die Produktion beginnen. Ideen für weitere Folgen kristallisierten sich heraus und Folge 1: Das Inselreich im Nebel sollte den Anfang einer vierteiligen Reihe bilden.
Ein Casting wurde veranstaltet, für vereinzelte Rollen wurden nochmal gezielt Sprecher angefragt.
Mit der finalen Besetzung für unser Hörspiel wurden die Aufnahmen gemacht, teils im Studio, teils per Schalte.
Lucy, die Stimme von unserer Jota, hatte damals bei ihrer Bewerbung die Idee gehabt, noch ein kleines, selbstverfasstes Selbstportrait von ihrer Rolle aufzunehmen.
„Hey, warum machen wir das nicht für alle Figuren?“
Charakterillustrationen wurden entwickelt und in kleinen Videos wurden die Portraits auf den Social-Media-Kanälen gepostet. Praktischerweise erzählte man hierdurch auch noch die Vorgeschichte jeder Figur.
Die Postproduktion war im vollen Gange. Passende Sounds wurden rausgesucht, Musik geschrieben und Ende Juli 2022 wurde Die Raureif-Saga – Folge 1: Das Inselreich im Nebel auf etlichen Streamingplattformen veröffentlicht.
Vorbereitungen für die zweite Folge begannen. Man beschloss, nochmal zu Weihnachtszeit eine verbesserte Neufassung der ersten Folge zu veröffentlichen mit Outtakes als Bonus. Es sollte nun jedes Weihnachten eine neue Folge kommen.
Nach einigen Monaten Arbeit wurde Ende April die offizielle Website präsentiert, ebenso auch ein Online-Shop für Merchandising. Wenig später begann das Crowdfunding für Die Raureif-Saga – Folge 2: Das Vermächtnis des Königs.
